Antizionismus ist kein Antisemitismus

Das Thema Israel wird immer heiß diskutiert. Wann immer eine Israelkritik, und insbesondere eine Kritik am Zionismus, formuliert wird, lassen Antisemitismus-Vorwürfe nicht lange auf sich warten. Doch was ist Zionismus eigentlich?

Zionismus ist per definitionem nichts anderes als Nationalismus. Der Nationalismus generell fordert, dass ein bestimmtes Volk (Nation) einen eigenen Nationalstaat formt. Der Zionismus fordert einen jüdischen Nationalstaat in Palästina. Der Antizionismus ist das Gegenteil des Zionismus, d.h. nichts anderes als Antinationalismus. Der Antisemitismus ist dagegen ein expliziter Judenhass, also nichts anderes als Rassismus. Es gibt zwar einige Rechte, die ihren Antisemitismus mit Antizionismus verbinden, aber grundsätzlich haben Antizionismus und Antisemitismus – wie gerade angeführt – nichts miteinander zu tun. Dies zeigt allein die Tatsache, dass auch einige Juden den Antizionismus unterstützen, z.B. European Jews for a Just Peace (http://www.juedische-stimme.de/?p=1610)

Der von linker Seite vertretene Antizionismus entspringt daher der antinationalen Tradition, d.h. der Kritik an allen Nationalstaaten [Es soll hier nicht unerwähnt bleiben, dass es auch einen vom ultra-orthodoxen Judentum geprägten Antizionismus gibt; diese hat religiöse Gründe und soll hier nicht näher behandelt werden]. Eben jene Linke, die diese Form des Antizionismus (als Ausprägung des Antinationalismus) vertreten, wird oft Antisemitismus vorgeworfen. Zumeist von 3 Seiten:

  1. Von rechtspopulistischen israelischen Parteien und deren Anhängern, die ihren Nationalismus verteidigen wollen
  2. Von Rechtspopulisten westlicher Länder und deren Anhänger (insbesondere in Europa), welche damit mehrere Ziele verfolgen.
  3. Von Antideutschen, die eine unbedingte Solidarität mit Israel propagieren.

Zu Punkt 1 (der Kritik von israelischen Rechtspopulisten) muss nicht mehr gesagt werden, daher will ich mich Punkt 2 und Punkt 3 näher widmen.

Ad Punkt 2: Europäische Rechtspopulisten verfolgen mit ihrer Gleichsetzung von Antisemitismus und Antizionismus, wie bereits erwähnt, mehrere Ziele. Sie versuchen damit ihre rechte Gesinnung zu verbergen und sich „bürgerlich-liberale“ Mitte zu positionieren und gleichzeitig linke Strömungen als antisemitisch zu klassifizieren (vergleichbar mit dem Versuch, den Nationalsozialismus als linke Ideologie darzustellen). Andererseits hat die rechtspopulistische Solidarität häufig ihren Ursprung in der Islamophobie, es soll eine gemeinsame Front gegen den Islam geschaffen werden. Allerdings kann in den seltensten Fällen von einer wirklichen Solidarität mit der jüdischen Bevölkerung von Seiten europäischer Rechtspopulisten gesprochen werden, wie diverse antisemitische Vorfälle zeigen.

Ad 3: Die pseudolinken Antideutschen verbieten jegliche Israelkritik und setzen diese mit Antisemitismus gleich. Dies entspringt ihrer unbedingten Solidarität mit Israel (und deren rechtspopulistischen Regierung) und dem Zionismus. Die Tatsache, dass sie mit ihrer bedingungslosen Solidarität eine rechtspopulistische Regierung (Likud) unterstützen und mit dem Zionismus eine nationale Strömung gutheißen zeigt, dass es sich bei Antideutschen um keine Linken handelt und schon gar nicht um Anarchisten (denn Anarchismus lehnt jegliche Form des Nationalismus ab). Uri Avnery sagte sogar, dass eigentlich das Verbot jeglicher Israelkritik in Wirklichkeit antisemitisch ist (http://www.sueddeutsche.de/politik/israelischer-autor-uri-avnery-kritik-verbot-an-israel-ist-antisemitisch-1.1328555).

Der Antizionismus ist daher vielmehr eine nötige linke Kritik am Nationalismus. Wer den Antinationalismus unterstützt, muss auch den Antizionismus unterstützen und für Staaten bzw. Gemeinschaften eintreten, die nicht auf dem Nationalismus basieren. Der Nationalismus ist ein historischer Fehler, dies sollte mittlerweile jedem klar sein.

Uri Avnery, Israel ohne Zionisten – Plädoyer für eine neue Staatsidee

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